Drei Baustellen zum Anfassen

Das Programm Frankfurt RheinMain plus fasst verschiedenste Infrastrukturprojekte in Rhein-Main-Gebiet zusammen. Über drei Großprojekte verschafften sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verkehrsverbänden und der Presse am 17. Juli 2018 einen aktuellen Überblick. Auch der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir und Prof. Dr. Dirk Rompf, Vorstand Netzplanung und Großprojekte der DB Netz AG, waren mit dabei. Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Hessen, bezeichnete den Tag als „Tag der Projektleiter“. Diese führten über „ihre“ jeweilige Baustelle und hatten einiges vorzuweisen.

Projekt 1: Homburger Damm

Los ging die Tour an der Baustelle Homburger Damm. Der eingleisige Damm und die sogenannte „rote Brücke“ dort - in unmittelbarer Nähe zum Pfarrer-Perabo-Platz - stellen einen betrieblichen Engpass dar. Durch den Bau eines neuen 800 Meter langen Gleises samt Rampe und Kreuzungsbauwerk soll dieser behoben werden – vor allem für Züge in Richtung Limburg, Königstein und in den Rheingau. „Ziel ist, dass dadurch alle Regionalverkehrszüge in Zukunft ohne Kreuzungsverkehr und damit pünktlicher aus dem Frankfurter Hauptbahnhof hinaus- bzw. hineinfahren können. Langfristig sollen dann die Fernverkehrszüge im Frankfurter Hauptbahnhof nur noch von den Gleisen 1 bis 9 und die Regionalverkehrszüge von den Gleisen 16 bis 24 abfahren“, so Projektleiter Rudolf Ditzen. 2021 soll das Projekt für rund 130 Mio. Euro fertiggestellt sein. Das teure und aufwändige an dieser Baustelle sei nicht die Brücke, für die derzeit die Rammpfähle eingebracht werden, sondern die ganze Signaltechnik, die verbaut wird, erklärte Ditzen. Zudem sind die Baustellenverhältnisse sehr beengt.

Projekt 2: Eigene Gleise für die S6

Noch enger sind die Verhältnisse an vielen Stellen, an denen zwei eigene Gleise für die S6 von Frankfurt West bis nach Bad Vilbel (13 Kilometer) und später weiter bis Friedberg (17 Kilometer) gebaut werden. „Durch die eigenen Gleise für die S6 soll diese vom restlichen Regional-, Fern- und Güterverkehr getrennt werden und dadurch mit stabilerer Betriebsqualität im 15-Minuten-Takt fahren können“, erklärte Projektleiter Julian Fassing. Die zusätzlichen Gleise werden teils links und teils rechts der Bestandsgleise verlegt, da durch die enge Bebauung der Platz so begrenzt ist. In den hessischen Sommerferien ist die Strecke nur eingleisig befahrbar. Während dieser Sperrpause werden beispielsweise, um zwei weitere Gleise in der Nähe des Frankfurter Bergs verlegen zu können, die Bestandsgleise um rund 30 Zentimeter verschoben. Dabei wird auch der Boden bzw. seine Tragfähigkeit verbessert, um am Ende eine höhere Geschwindigkeit fahren zu können. „Die Antwort auf den Stau auf der A5 finden Sie hier“, kommentierte der hessische Verkehrsminister dieses Großprojekt, was in 2022 bis Bad Vilbel fertiggestellt sein soll.

Projekt 3: Gateway Gardens

Gigantisch war der dritte und letzte Stopp der Tour: die Baustelle Gateway Gardens. Der neue Frankfurter Stadtteil Gateway Gardens am Flughafen, in dem einmal 18.000 Menschen arbeiten sollen, erhält eine eigene S-Bahnanbindung. Dafür entstehen eine neue unterirdische S-Bahnstation und zwischen Frankfurt Stadion und Frankfurt Flughafen Regionalbahnhof eine neue S-Bahntrasse, die insgesamt vier Kilometer lang ist. Auf zwei Kilometer verläuft sie dabei in Tunnellage und unterquert die Autobahn A5 sowie die Bundesstraße B43. Die Tunnelsohle liegt bis zu 16 Meter unter der Geländeoberkante, teilweise bis 4 Meter unterhalb des Grundwasserspiegels und wird in offener Bauweise gebaut. „Eine Tunnelbohrmaschine kommt nicht zum Einsatz, da wir hier kein Gestein, sondern sehr sandigen Boden vorfinden“, erklärte Projektleiter Uwe Schmidt. Der Tunnel, der in Teilen schon im Rohbau steht, wird an fünf Stellen gleichzeitig gebaut. Dazu gibt es zwei eigene Betonmischwerke vor Ort, um möglichst kurze Wege zu haben. Rund 35.000 Tonnen Stahl werden verbaut. Mit einem Schalwagen, der hydraulisch verstellbar ist, wird zur Zeit die 1,5 Meter dicke Gewölbedecke für die S-Bahn-Station betoniert. Sechs Kräne unterstützen die Bauarbeiter vor Ort. Im Dezember 2019 soll die Stecke in Betrieb gehen – eine Mammutaufgabe, wenn man bedenkt, dass der Baubeginn erst 2016 war.

Fotos: Deutsche Bahn AG / Andreas Varnhorn

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